(12.4.2024) Die Pfarrgemeinde St. Stephanus hat am Freitagmittag in einem bewegenden Gottesdienst Abschied von ihrem Pastor Ludger Schlotmann genommen. Weit über 500 Menschen waren in die Kirche gekommen, um für ihn zu beten und um persönlich Abschied zu nehmen.
Ludger Schlotmanns Bruder Egbert – ebenfalls Priester im Bistum Münster – zelebrierte den Gottesdienst zusammen mit Domkapitular André Sühling (Münster), Dechant Lübbers (Sendenhorst) und den Priestern, Diakonen und Pastoralreferentinnen der St. Stephanus-Gemeinde. Zahlreiche Bannerabordnungen benachbarter Kolpingsfamilien und örtlicher Vereine, viele jüngere und ältere Messdiener sowie die Chöre „Second Voice“ und „Cantare“ gaben der Eucharistiefeier einen feierlichen und würdigen Rahmen.
Am Ende des Gottesdienstes blieb der Sarg in der Kirche, so dass jeder die Gelegenheit hatte, persönlich von Pastor Schlotmann Abschied zu nehmen.
Noch immer ist die Betroffenheit groß. Fast zehn Jahre hatte Pastor Schlotmann mit großem Engagement in nahezu allen Bereichen der Pfarrgemeinde gewirkt. Unter anderem organisierte er das „Seniorencafé“, förderte die „Krümelkirche“ für junge Familien, setzte sich ein in der Caritas, der Altenpastoral und dem HIN-Büro, arbeitete in mehreren Ausschüssen des Pfarreirats mit, war Präses der örtlichen und der regionalen Kolpingsfamilie, über viele Jahre in der KAB aktiv und immer ein sehr geschätzter Ansprechpartner für Jung und Alt. Gerne und mit großer Konsequenz besuchte er jene Gemeindemitglieder, die einen runden Geburtstag feiern konnten – angefangen bei den 20-Jährigen bis hin zu den 100-Jährigen. Nicht selten kam es vor, dass er schon morgens um 9.00 Uhr bei den Jubilaren anschellte, um die Glückwünsche der Gemeinde zu überbringen.
Durch seine hohe Einsatzbereitschaft und sein freundliches und zugewandtes Wesen erreichte er die Herzen vieler Gemeindemitglieder. Sie wussten seine Zuverlässigkeit und seine unkomplizierte und hilfsbereite Art sehr zu schätzen.
Als Priester, Seelsorger und vor allem als Mensch hat Pastor Schlotmann segensreiche und bleibende Spuren in der Kirchengemeinde und der Stadt Beckum hinterlassen. Mit den Menschen hat er gelebt, und für die Menschen war er da. Wer ihm begegnete, fand ein offenes Ohr, aufrichtiges Interesse, ein mitfühlendes Herz und eine schier grenzenlose Toleranz. Für ihn war es nicht wichtig, ob jemand „kirchlich“ war oder eine wichtige Funktion innehatte – jedem begegnete er mit dem gleichen Wohlwollen und der gleichen Sympathie. Gerade denen, die oft übersehen werden, galten seine besondere Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Seelsorger zu sein, hieß für ihn, die ganz konkreten Sorgen und Nöte der Menschen zu sehen und ihnen nach Kräften zu helfen. Wenn es sein musste, beschaffte er ein Kinderfahrrad, suchte für eine Familie eine preiswerte Wohnung oder half in finanziellen Notlagen aus. Niemanden, der vor seiner Haustür in der Margaretenstraße stand, schickte er mit leeren Händen wieder weg. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen schonte er sich nicht. Oft konnte man ihm geradezu ansehen, wie anstrengend und belastend sein Dienst war.
Ludger Schlotmann wurde am 29. Juli 1955 geboren. Mit seinen sieben Geschwistern wuchs er im benachbarten Enniger auf. Nach dem Theologiestudium empfing er am 22. Mai 1983 die Priesterweihe im Dom zu Münster. Wie üblich übernahm er zunächst einige Urlaubsvertretungen und wurde dann für vier Jahre Kaplan in Rheine-Mesum. Im Jahr 1987 trat er seine zweite Kaplansstelle als Vikar in Dinklage an. Die Ernennung zum Pfarrer in Velen-Ramsdorf erfolgte wiederum vier Jahre später im Jahr 1991. Zehn Jahr war er dort tätig, bevor er im Jahr 2001 als Pfarrer nach Oelde wechselte; im Jahr 2003 wurde er dann zusätzlich Pfarrverwalter in Oelde-Lette. Von 2010 bis 2015 war er Pfarrer in Ahlen-Vorhelm. Nach dieser Zeit wechselte er als Pastor in die St. Stephanus-Pfarrei in Beckum, wo er bis zu seinem Tod am Freitagabend des 5. April die ihm anvertrauten Aufgaben mit Leidenschaft und großer Hingabe erfüllte.
Anfang des kommenden Jahres – einige Monate vor seinem 70. Geburtstag – wollte Pfarrer Schlotmann in den Ruhestand gehen. Auf diese Zeit freute er sich sehr. Er beabsichtigte, in Beckum wohnen zu bleiben, vielleicht noch die eine oder andere Aufgabe in der Gemeinde zu übernehmen, aber nicht mehr in der Verantwortung zu stehen. Er hatte bereits einen kleinen Schrebergarten gepachtet und sich eine Liste jener Orte gemacht, die in den kommenden Jahren besuchen wollte. All diese Pläne sind nun zunichte.
Sein völlig überraschender und viel zu früher Tod reißt Pastor Schlotmann aus einem erfüllten Leben und hinterlässt in der Gemeinde eine Lücke, deren Ausmaß noch nicht abzusehen ist. Schon jetzt ist klar, dass sich vieles ändern wird.
All jenen, die ihm begegnen durften, werden seine persönliche Bescheidenheit, seine Treue und seine Menschenfreundlichkeit in Erinnerung bleiben.
Als Primizspruch hatte sich der junge Priester Schlotmann einen Vers von Dietrich Bonhoeffer gewählt: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ – Ob er damals ahnte, wie sehr dieses Wort sein priesterliches Leben in den folgenden Jahrzehnten prägen würde? Offenbar war es so, dass sich Ludger Schlotmann von Gottes guten Mächten auf wunderbare Weise geborgen wusste – und dass er gerade deshalb so frei für die Menschen war.
Möge der treue und allmächtige Gott unseren lieben Pastor, Kollegen und Freund Ludger Schlotmann nun in seine Arme schließen und ihm ein Leben in seinem Reich schenken. Als seine Gemeinde bleiben wir im Gebet mit ihm verbunden.